Motorradfahren – Leidenschaft auf zwei Rädern

Während viele aus meinem Bekanntenkreis als Jugendliche auf abenteuerlichen Mopeds und Kleinkrafträdern unterwegs waren, blieb mir vorerst nur das Fahrrad. Erst zu meinem 17. Geburtstag konnte ich mir den Traum vom eigenen motorisierten Zweirad erfüllen. Von unserem Nachbarn kaufte ich eine ziemlich runtergerockte Yamaha DT 80. Diverse Bastelversuche verbesserten den Zustand nicht unbedingt – aber ich war mobil, hatte Spaß und legte damit viele Kilometer zurück.

Nach einer kurzen Pause vom Motorradfahren und einigem Sparen war es dann soweit: Ich konnte mir eine Yamaha SRX 600 leisten. Optisch war sie das schönste Motorrad, das ich je hatte – leider für meine Körpergröße etwas knapp bemessen. Doch das störte mich wenig. Bis zu dem Tag, als ich auf der Autobahn von einem Pkw geschnitten wurde, der anschließend Fahrerflucht beging. Ich stieg über den Lenker ab – ein Moment, der sich wie in Zeitlupe anfühlte. Und tatsächlich: In diesen Sekunden lief mein bisheriges Leben wie ein innerer Film an mir vorbei – ein zutiefst eindrückliches, fast unwirkliches Erlebnis. Erst beim Aufprall auf dem Asphalt beschleunigte die Zeit wieder. Während ich versuchte, die mittlerweile zwei Teile meines Motorrads von der Fahrbahn zu ziehen, wurde ich von einem Zeugen unterstützt. Dass mein rechter Fuß verletzt war, merkte ich erst später.

Nachdem die Versicherung gezahlt hatte, bestellte ich mir erneut eine SRX 600. Und so begann eine lange, intensive Zeit mit verschiedenen Maschinen – oft war das Motorrad mein einziges Fahrzeug. In den folgenden Jahren fuhr ich unter anderem eine Suzuki GS 500E, eine Suzuki 550 Katana und zuletzt eine Honda VFR 750. Mitte dreißig wurde es dann ruhiger um das Thema Motorrad – ich fuhr kaum noch und verkaufte die Honda.

Fast 20 Jahre später entdeckte ich die Freude am Motorradfahren erneut. Mit einer kleinen, wendigen KTM 390 Adventure stieg ich wieder ein und wagte auch längere Touren. Nach knapp  drei Jahren wechselte ich auf mein aktuelles Bike: eine Suzuki V-Strom 800 DE – ein tolles Reise-Motorrad mit genug Kraft und Komfort für längere Strecken.

2024 wagte ich schließlich meine bis dahin längste und weiteste Tour. Ursprünglich sollte es in eine ganz andere Richtung gehen, aber aufgrund der Wetterlage entschied ich mich spontan für eine Reise durch Osteuropa. Es wurde eine unvergessliche Tour durch zwölf Länder – voller Überraschungen, faszinierender Landschaften und intensiver Eindrücke. Ganz ohne festes Ziel, aber mit umso mehr Offenheit für das, was kommt. Genau das ist für mich der wahre Reiz am Motorradfahren: unterwegs sein, spüren, sehen, erleben.

Es ging auf 6600 KM in 5 Wochen über das Fichtelgebirge an die polnische Ostsee, dann Südpolen, Tschechien, Slowakei, Budapest in Ungarn, Baia Mare in Rumänien, entlang der Karpaten und über Serbien, Bosnien Herzegowina nach Kroatien an die Adria. Im heftigen Boro Sturm dann durch Slowenien in die Nähe von Venedig in Italien. Von dort an den Gardasee und weiter über Bozen, das Penser Joch am Brenner vorbei nach Rosenheim. Über Bamberg kam ich dann wieder zu Hausen an. Geschlafen hab ich teilweise im Zelt und teilweise in Hotel / Pensionen. 


 

Motorradtor 1.  2025 – Drei Wochen, 4.300 Kilometer, unvergessliche Eindrücke

Inspiriert von meiner Reise im Jahr 2024 brach ich Anfang Mai 25 erneut mit dem Motorrad auf – wie gewohnt ohne festes Ziel und ohne feste Route. Diesmal entschied ich mich bewusst gegen Zelt und Campingausrüstung und übernachtete ausschließlich in Hotels und Pensionen.

Die Reise erstreckte sich über drei Wochen und führte mich über rund 4.300 Kilometer durch acht Länder Mitteleuropas und des Balkans.

Erster Stopp war Coburg, von dort ging es über das Fichtelgebirge weiter durch Tschechien bis ins polnische Riesengebirge – unterhalb der Schneekoppe. Bei Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich überquerte ich das Gebirge Richtung Olmütz in Tschechien.

In Krakau begrüßten mich stürmischer Regen, starke Böen und kühle 5 Grad. Weiter ging es durch die Hohe Tatra, teils bei nur 3 Grad und Schneeregen, bis nach Poprad in der Slowakei. Dort gab es nicht nur ein atemberaubendes Panorama auf die Hohe Tatra, sondern auch den besten Burger, den ich je gegessen habe.

Über Satu Mare und Timișoara führte mich die Tour nach Rumänien. Leider musste ich die geplante Fahrt über die berühmten Karpatenpässe – Transfăgărășan und Transalpina – wegen schlechter Wetterverhältnisse auslassen.

Die Rückreise begann über Budapest, weiter nach Maribor in Slowenien und über die spektakuläre Nockalmstraße in Österreich. Kurz vor meiner geplanten Weiterfahrt wurde die Großglockner Hochalpenstraße wieder für Motorräder freigegeben – ein absoluter Höhepunkt der Tour.

Nach einem Abstecher über Zell am See ging es schließlich nach Dingolfing, wo ich in einem schönen Hotel übernachtete, bevor ich über Bamberg den Heimweg antrat.

Motorradtour 2.  2025 – Serpentinen, Panoramen und ein bisschen Abenteuer

Nachdem ich meine erste Tour 2025 wegen schlechten Wetters bereits nach drei Wochen abgebrochen hatte, startete ich am 08.07.2025 einen neuen Versuch.

Da ich bisher weder den Pfälzerwald noch den Schwarzwald erkundet hatte, plante ich meinen Weg nach Österreich durch genau diese beiden Regionen – inklusive zwei Zwischenübernachtungen. Die erste Nacht verbrachte ich in einem charmanten Landgasthof im Dahner Felsenland, die zweite in der Nähe des Bodensees.

In Österreich hatte ich einen sechstägigen Aufenthalt im Ort Pfunds im Dreiländereck Österreich–Schweiz–Italien geplant. Von dort aus wollte ich einige der bekannten Alpenpässe befahren. Schon auf dem Hinweg führte mich das Navi über das Hahntennjoch und andere eindrucksvolle Hochalpenstraßen.

Ohne große Erfahrung mit engen Serpentinen schlug mir mein Navi dann gleich eine anspruchsvolle Route über den Umbrailpass hinauf und das Stilfser Joch auf der Südostseite hinunter vor. Diese beiden Pässe gelten als besonders kurvenreich – und nach den rund 40 sehr engen Spitzkehren auf der Abfahrt des Stilfser Joch war ich schon ziemlich erschöpft. Zudem war es Samstag, das Wetter war hervorragend, und für den Folgetag war eine Radveranstaltung angekündigt. Entsprechend voll war es mit Radlern und Motorradfahrern.

Obwohl ich eigentlich genug Serpentinen gesehen hatte, entschied ich mich am nächsten Tag für einen Abstecher ins nahegelegene Kaunertal – eine mautpflichtige Sackgasse, die zum höchsten befahrbaren Punkt Österreichs führt. Dort ging es per Seilbahn noch ein paar Höhenmeter weiter hinauf – mit einem fantastischen Dreiländerblick als Belohnung.

Die Straße ins Kaunertal war deutlich angenehmer zu fahren: breiter, weniger steil und mit weitgezogenen Kurven. Der Verkehr war moderat – ideal, um das saubere Fahren enger Kurven zu üben, wie ich es auf YouTube gesehen hatte.

Egal wie herausfordernd die Strecken waren – die Kulissen waren allesamt atemberaubend.

Wohin es von Österreich aus weitergehen sollte, war noch unklar. Ich schwankte zwischen einer Tour Richtung Osten nach Rumänien mit den Pässen Transfăgărășan und Transalpina, oder doch der legendären Route des Grandes Alpes durch Frankreich. Kurzentschlossen fiel die Wahl auf die Route des Grandes Alpes, deren Einstieg im südfranzösischen Menton an der Mittelmeerküste liegt.

Von Pfunds ging es über den Reschenpass, Meran und Trient zum Gardasee. Nach Trient wartete noch ein besonderer Anstieg auf mich – der Monte Bondone, mit rund 90 Kurven, davon etwa 40 Spitzkehren.

Am Gardasee fand ich ein einfaches, aber sehr schönes Hotel direkt am Wasser – sogar mein kleines Zimmer bot Seeblick. Bei perfektem Wetter blieb ich zwei Nächte.

Die nächste Etappe führte mich nach Genua an die ligurische Küste. Die Fahrt durch die Po-Ebene war eher eintönig: alle paar Kilometer ein Kreisverkehr, viele feste Blitzer, verbrannte Felder – und das Ganze bei 36 Grad im Texitlanzug. Der Po selbst war nahezu ausgetrocknet. Erst in den nordwestlichen Ausläufern des Apennin kurz vor Genua wurde es wieder etwas abwechslungsreicher.

Meine Unterkunft lag etwas außerhalb auf einem Hügel – die Zufahrt war versteckt, extrem eng und mit sehr engen Spitzkehren versehen. Der Gastgeber bestand darauf, seine Gäste an der Zufahrtsstraße abzuholen und bis zur Villa zu begleiten – im Nachhinein absolut verständlich. Das Anwesen selbst war wunderschön, mit gepflegten Gästezimmern und einem traumhaften Ausblick über die Stadt und das Mittelmeer.

Am nächsten Morgen – nach einem guten Frühstück und einer schweißtreibenden Abfahrt – fuhr ich auf der Via Aurelia entlang der Mittelmeerküste über Sanremo bis nach Menton, kurz hinter der französischen Grenze. Für die rund 160 Kilometer brauchte ich etwa 6,5 Stunden – bei Temperaturen bis zu 35 Grad. In Italien hatten die Sommerferien begonnen, und alle zog es ans Meer. Stop-and-Go war die Regel. Meine Seitenkoffer waren zu breit, um wie die einheimischen Rollerfahrer zwischen den Autos durchzuschlängeln. So wurde ich unterwegs regelmäßig von eleganten Italienerinnen auf Scootern überholt – im Kleid, mit Sandaletten, Pradatäschchen und Sonnenbrille.

In Frankreich verschwanden diese Roller schlagartig aus dem Straßenbild.

In Menton übernachtete ich in einem guten Mittelklassehotel mit Meerblick aus dem vierten Stock. Nach dem Frühstück startete ich dann endlich in die Route des Grandes Alpes.

Anfangs noch mediterran bewachsen, schraubte sich die Route durch enge Schluchten ohne Leitplanken immer höher in die französischen Alpen. Nach rund 200 Kilometern erreichte ich Barcelonnette – mein erster Stopp. Im Nachhinein hätte ich die Route in zwei statt vier Tagen fahren können, aber ich wusste im Vorfeld nicht, wie das Wetter wird und wie schnell ich vorankomme.

Die Route umfasst insgesamt 13 Alpenpässe – ich fuhr bewusst nur die bekanntesten: Col de la Cayolle, Col de l’Iseran, Col d’Izoard, Col de Vars und Col du Galibier. Die anderen Pässe waren teilweise gar nicht als solche ausgezeichnet. 

Ich war absolut begeistert von den Auf- und Abfahrten – landschaftlich gefiel mir dieser Teil der Alpen sogar noch besser als der österreichische. Weitere Übernachtungen hatte ich in Briançon und Bourg-Saint-Maurice, das Ende der Route erreichte ich in Thonon-les-Bains am Genfersee.

So wunderschön die Landschaft auch war – in Sachen Gastfreundschaft und Preis-Leistungs-Verhältnis konnten die Franzosen leider nicht mit anderen Ländern mithalten, die ich bereits bereist habe. Natürlich habe ich auch freundliche Menschen getroffen, aber im Sommer waren viele Unterkünfte geschlossen, da sich offenbar alles auf den Wintersport konzentriert.

Vom Genfersee ging es dann weiter in die Schweiz, durch Montreux, über Landstraßen zu einer Unterkunft in der Nähe von Freiburg im Breisgau – und schließlich am nächsten Tag auf der Autobahn in rund 3,5 Stunden zurück nach Hause.

Fazit: Eine fantastische Tour über zweieinhalb Wochen, rund 3.600 Kilometer und geschätzt 1.500 bis 2.000 Spitzkehren – mit unvergesslichen Eindrücken und Momenten.

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